Foto: Roman Mensing, artdoc.de
Krista Belle Stewart
Potato Gardens Band
27.2. - 18.4.2022
Der Kunstverein Grafschaft Bentheim freut sich die Einzelausstellung POTATO GARDENS BAND der kanadischen Künstlerin Krista Belle Stewart (*1979 in Spazomin, Syilx Territory, Kanada) zu präsentieren, die in Berlin und Wien lebt.
Krista Belle Stewart arbeitet mit Zeitdokumenten sowie dem Archiv ihrer Familie, die der indigenen Gruppe Syilx- Nation (Okanagan-Nation) angehört. Vor zehn Jahren erhielt die Künstlerin ein Stück Land über ihre Mutter und Großmutter von ihrer Urgroßmutter. Die Landweitergabe über die weiblichen Nachfahren steht in der Tradition der matriarchalen Kultur der Syilx.
Die Ausstellung betrachtet die Erde als ältestes Archiv der Menschheit. Sie beschäftigt sich mit den in der Erde gespeicherten Beziehungen und wie diese auf die politischen, gesellschaftlichen und sogar intimen Zustände und ihre Brüche hinweist. POTATO GARDENS BAND besteht aus der gleichnamigen Videoarbeit (2018), der Arbeit EYE EYE (2017-fortlaufend) sowie Teilen der Arbeit A GUEST A HOST A GHOST (2019-fortlaufend).
Die Videoarbeit POTATO GARDENS BAND (2018) dokumentiert eine Performance, die 2018 auf dem Land der Künstlerin in British Columbia stattfand und die in die 221a Gallery in Vancouver übertragen wurde. Krista Belle Stewart präsentierte ihrer Familie, teilweise zum ersten Mal, ein Gut ihrer Kultur: die Aufnahme eines Liedes ihrer Urgroßmutter Terese Kaimetko (1887– Todesdatum unbekannt). 1915 bis 1918 hat der in Schottland geborene Anthropologe James Teit (1864–1922) die Lieder der Syilx/Okanagan-Nation auf Wachszylinder aufgenommen, und damit auch die Stimme von Kaimetko in der Syilx-Sprache singend. Von der digitalisierten Version ausgehend hat Krista Belle Stewart die Stimme mit Lautsprechern in die Fläche und mit Walkie Talkies auf den Hügelgipfel übertragen. Der Wind stört das akustische Verständnis und die Videoaufnahmen sind verpixelt, ausschnitthaft und bleiben damit abstrakt. Mit dieser Arbeit zeigt Krista Belle Stewart einerseits eine Geste der Versöhnung, indem sie Außenstehende an ihrer Kultur teilhaben lässt. Anderseits verdeutlicht sie die Distanz zwischen ihrer Kultur, die sie sich wieder angeeignet hat, und der Erfahrung anderer Menschen, die oft Nachfahren der Menschen sind, die ihre Kultur geraubt, zerstört, erforscht und dokumentiert haben.
Das Wandgemälde EYE EYE (2022) besteht aus Erdpigmenten, die aus gemörserten Kacheln stammen. Krista Belle Stewart brannte 2018 über 600 Kacheln aus der Erde ihres Landes. Da es nicht legal ist mit organischem Material Grenzen zu passieren, kam die Künstlerin auf die Idee die Erde in Kacheln zu brennen und sie somit legal über die Landesgrenzen hinweg zu transportieren. Teil der Arbeit EYE EYE sind daher 25 dieser Kacheln, die Krista Belle Stewart in Rasterform an die Wand im Kunstverein verteilt hat. Mit der Geste der Rasterform rekurriert die Künstlerin das Formenvokabular der westlichen Kunstgeschichte (Minimal Art) und eignet sich die Formensprache wieder neu an, die bereits lange in indigener Kunst vorkommt. Die Wandmalereien aus den gemörserten Kacheln erinnern an die Farbfeldmalerei oder in ihrer körperlichen Entstehung an Action Painting. Krista Belle Stewart honoriert laut ihrer Aussage die Felszeichnungen der Syilx.
Für die Arbeit A GUEST A HOST A GHOST (Delfin & Brauner Bär, 2019-fortlaufend) hat Krista Belle Stewart in Neuenhaus mit dem Keramikkunsthandwerker Mark Fergus Mills zusammengearbeitet. Er hat zwei Tonkapseln getöpfert, in denen nun Erde der Grafschaft Bentheim bewahrt wird.
Die Ausstellung befragt die Übermittlung zwischen Kulturen sowie deren koloniale Vergangenheit und bietet damit eine Alternative zu ethnologischen und kolonial geprägten Darstellungen. Sie lädt ein, über die ästhetische Erfahrung einen Prozess in Gang zu bringen.
Das Programm zur Ausstellung:
Langer Donnerstag 17.3.2022, 19 Uhr
Die künstlerische Leitung und Kuratorin Muriel Meyer bietet einen gemeinsamen Ausstellungsrundgang an.
Mittwoch 23.3.2022, 19 Uhr
Die Kunsthalle Lingen ist mit ihrem philosophischen Wurzeltisch zum zweiten Mal zu Gast im Kunstverein Grafschaft Bentheim. Im Mittelpunkt steht der Begriff "Kunst". Gemeinsam mit Meike Behm (Kunsthistorikerin und Direktorin der Kunsthalle Lingen) und Tammo Jansen (Philosoph) ist jede*r an einem Tisch dazu eingeladen über die Wurzeln des Kunstbegriffs zu diskutieren.
Sonntag 27.3.2022, 17 Uhr
"Mit Kunst kenn’ ich mich nicht aus": Johanna Balderhaar (Kunstlehrerin am Lise Meitner Gymnasium und Vorsitzende des Kunstvereins Grafschaft Bentheim) gibt eine Einführung in die Ausstellung POTATO GARDENS BAND. Dieses Format ist für alle Menschen gedacht, die sich fragen, wie Kunst eigentlich funktioniert und vielleicht auch bisher nicht viele Berührungspunkte mit Kunst hatten.
Dienstag 29.3.2022, 19-21 Uhr
Zeichenworkshop mit der Künstlerin Tuğba Şimşek: Wie lässt sich die Erde in den verschiedenen Materialformen der Ausstellung POTATO GARDENS BAND zeichnerisch festhalten? Anhand der Wandmalerei von Krista Belle Stewart und den Kacheln der Arbeit EYE EYE (2017-fortlaufend) lassen sich die Teilnehmer*innen inspirieren.
Sonntag 10.4.2022, 15 Uhr
"Durch die Ausstellung mit Meike Behm": Die Kunsthistorikerin und Direktorin der Kunsthalle Lingen, Meike Behm, kommt als uninformierte Expertin in die Ausstellung POTATO GARDENS BAND von Krista Belle Stewart. Muriel Meyer steht als Kuratorin und künstlerische Leiterin zum Dialog bereit. Das Publikum kann sich im Anschluss gern in das Gespräch einbringen.
Der Eintritt ist zu allen Veranstaltungen sowie zur Ausstellung frei. Es gelten die aktuellen Pandemiemaßnahmen. Bitte melden Sie sich für die Veranstaltungen unter info@kvgb.de oder telefonisch (+49 5941 98019) an.
Die Ausstellung und das Programm werden unterstützt durch die Stiftung Kunstfonds im Rahmen von NEUSTART KULTUR, das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, die Stadt- und Samtgemeinde Neuenhaus und das TonArt-Studio Osnabrück.





Potato Gardens Band
27.2. - 18.4.2022
Der Kunstverein Grafschaft Bentheim freut sich die Einzelausstellung POTATO GARDENS BAND der kanadischen Künstlerin Krista Belle Stewart (*1979 in Spazomin, Syilx Territory, Kanada) zu präsentieren, die in Berlin und Wien lebt.
Krista Belle Stewart arbeitet mit Zeitdokumenten sowie dem Archiv ihrer Familie, die der indigenen Gruppe Syilx- Nation (Okanagan-Nation) angehört. Vor zehn Jahren erhielt die Künstlerin ein Stück Land über ihre Mutter und Großmutter von ihrer Urgroßmutter. Die Landweitergabe über die weiblichen Nachfahren steht in der Tradition der matriarchalen Kultur der Syilx.
Die Ausstellung betrachtet die Erde als ältestes Archiv der Menschheit. Sie beschäftigt sich mit den in der Erde gespeicherten Beziehungen und wie diese auf die politischen, gesellschaftlichen und sogar intimen Zustände und ihre Brüche hinweist. POTATO GARDENS BAND besteht aus der gleichnamigen Videoarbeit (2018), der Arbeit EYE EYE (2017-fortlaufend) sowie Teilen der Arbeit A GUEST A HOST A GHOST (2019-fortlaufend).
Die Videoarbeit POTATO GARDENS BAND (2018) dokumentiert eine Performance, die 2018 auf dem Land der Künstlerin in British Columbia stattfand und die in die 221a Gallery in Vancouver übertragen wurde. Krista Belle Stewart präsentierte ihrer Familie, teilweise zum ersten Mal, ein Gut ihrer Kultur: die Aufnahme eines Liedes ihrer Urgroßmutter Terese Kaimetko (1887– Todesdatum unbekannt). 1915 bis 1918 hat der in Schottland geborene Anthropologe James Teit (1864–1922) die Lieder der Syilx/Okanagan-Nation auf Wachszylinder aufgenommen, und damit auch die Stimme von Kaimetko in der Syilx-Sprache singend. Von der digitalisierten Version ausgehend hat Krista Belle Stewart die Stimme mit Lautsprechern in die Fläche und mit Walkie Talkies auf den Hügelgipfel übertragen. Der Wind stört das akustische Verständnis und die Videoaufnahmen sind verpixelt, ausschnitthaft und bleiben damit abstrakt. Mit dieser Arbeit zeigt Krista Belle Stewart einerseits eine Geste der Versöhnung, indem sie Außenstehende an ihrer Kultur teilhaben lässt. Anderseits verdeutlicht sie die Distanz zwischen ihrer Kultur, die sie sich wieder angeeignet hat, und der Erfahrung anderer Menschen, die oft Nachfahren der Menschen sind, die ihre Kultur geraubt, zerstört, erforscht und dokumentiert haben.
Das Wandgemälde EYE EYE (2022) besteht aus Erdpigmenten, die aus gemörserten Kacheln stammen. Krista Belle Stewart brannte 2018 über 600 Kacheln aus der Erde ihres Landes. Da es nicht legal ist mit organischem Material Grenzen zu passieren, kam die Künstlerin auf die Idee die Erde in Kacheln zu brennen und sie somit legal über die Landesgrenzen hinweg zu transportieren. Teil der Arbeit EYE EYE sind daher 25 dieser Kacheln, die Krista Belle Stewart in Rasterform an die Wand im Kunstverein verteilt hat. Mit der Geste der Rasterform rekurriert die Künstlerin das Formenvokabular der westlichen Kunstgeschichte (Minimal Art) und eignet sich die Formensprache wieder neu an, die bereits lange in indigener Kunst vorkommt. Die Wandmalereien aus den gemörserten Kacheln erinnern an die Farbfeldmalerei oder in ihrer körperlichen Entstehung an Action Painting. Krista Belle Stewart honoriert laut ihrer Aussage die Felszeichnungen der Syilx.
Für die Arbeit A GUEST A HOST A GHOST (Delfin & Brauner Bär, 2019-fortlaufend) hat Krista Belle Stewart in Neuenhaus mit dem Keramikkunsthandwerker Mark Fergus Mills zusammengearbeitet. Er hat zwei Tonkapseln getöpfert, in denen nun Erde der Grafschaft Bentheim bewahrt wird.
Die Ausstellung befragt die Übermittlung zwischen Kulturen sowie deren koloniale Vergangenheit und bietet damit eine Alternative zu ethnologischen und kolonial geprägten Darstellungen. Sie lädt ein, über die ästhetische Erfahrung einen Prozess in Gang zu bringen.
Das Programm zur Ausstellung:
Langer Donnerstag 17.3.2022, 19 Uhr
Die künstlerische Leitung und Kuratorin Muriel Meyer bietet einen gemeinsamen Ausstellungsrundgang an.
Mittwoch 23.3.2022, 19 Uhr
Die Kunsthalle Lingen ist mit ihrem philosophischen Wurzeltisch zum zweiten Mal zu Gast im Kunstverein Grafschaft Bentheim. Im Mittelpunkt steht der Begriff "Kunst". Gemeinsam mit Meike Behm (Kunsthistorikerin und Direktorin der Kunsthalle Lingen) und Tammo Jansen (Philosoph) ist jede*r an einem Tisch dazu eingeladen über die Wurzeln des Kunstbegriffs zu diskutieren.
Sonntag 27.3.2022, 17 Uhr
"Mit Kunst kenn’ ich mich nicht aus": Johanna Balderhaar (Kunstlehrerin am Lise Meitner Gymnasium und Vorsitzende des Kunstvereins Grafschaft Bentheim) gibt eine Einführung in die Ausstellung POTATO GARDENS BAND. Dieses Format ist für alle Menschen gedacht, die sich fragen, wie Kunst eigentlich funktioniert und vielleicht auch bisher nicht viele Berührungspunkte mit Kunst hatten.
Dienstag 29.3.2022, 19-21 Uhr
Zeichenworkshop mit der Künstlerin Tuğba Şimşek: Wie lässt sich die Erde in den verschiedenen Materialformen der Ausstellung POTATO GARDENS BAND zeichnerisch festhalten? Anhand der Wandmalerei von Krista Belle Stewart und den Kacheln der Arbeit EYE EYE (2017-fortlaufend) lassen sich die Teilnehmer*innen inspirieren.
Sonntag 10.4.2022, 15 Uhr
"Durch die Ausstellung mit Meike Behm": Die Kunsthistorikerin und Direktorin der Kunsthalle Lingen, Meike Behm, kommt als uninformierte Expertin in die Ausstellung POTATO GARDENS BAND von Krista Belle Stewart. Muriel Meyer steht als Kuratorin und künstlerische Leiterin zum Dialog bereit. Das Publikum kann sich im Anschluss gern in das Gespräch einbringen.
Der Eintritt ist zu allen Veranstaltungen sowie zur Ausstellung frei. Es gelten die aktuellen Pandemiemaßnahmen. Bitte melden Sie sich für die Veranstaltungen unter info@kvgb.de oder telefonisch (+49 5941 98019) an.
Die Ausstellung und das Programm werden unterstützt durch die Stiftung Kunstfonds im Rahmen von NEUSTART KULTUR, das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, die Stadt- und Samtgemeinde Neuenhaus und das TonArt-Studio Osnabrück.
















